Strahlender Sonnenschein und angenehme 14 Grad empfängt die Pilgerinnen und Pilger, die mit einem Sonderzug, zwei Flugzeugen und zwei Bussen angereist sind. Am Michaelstor, der Pforte zum Heiligen Bezirk in Lourdes, beten sie erstmals gemeinsam. „Das gute Wetter hat unseren Pilgerinnen und Pilgern vom ersten Moment an die Herzen geöffnet“, sagt Paderborns Weihbischof Matthias König. Bereits zum fünften Mal begleitet er die Lourdesfahrt der Malteser.
Zur Pilgergruppe gehören dieses Jahr 40 Menschen mit schweren Krankheiten und Behinderungen. „Diese Menschen könnten ohne das großartige ehrenamtliche Engagement der Malteser niemals diese schöne Glaubenserfahrung machen“, so der Weihbischof. Unter ihnen ist auch Bastian Steinrücken, 33 Jahre, aus Olsberg. Schon zum vierten Mal pilgert der Rollstuhlfahrer mit den Maltesern nach Lourdes – einem Ort, der ihm viel Kraft gibt. Für ihn ist es das Ereignis des Jahres. Unter anderem sorgen Helfer wie Christian von Wichelhaus vom Lourdes Krankendienst des Malteserordens dafür, dass Bastian in Lourdes gut von A nach B kommt und an möglichst vielen Messen teilnehmen kann.
Auch 182 Kinder und Jugendliche, viele von ihnen in Vorbereitung auf ihr Firmsakrament, gehören zur „Wallfahrt der Generationen.“ Gleich bei der Eröffnungsmesse in der Rosenkranzbasilika übernehmen Leyla Kangal (15 Jahre) aus Fürstenberg und Antonia Brinkmann (14) aus Bad Driburg eine in jeder Hinsicht tragende Rolle: Sie schultern die große Pilgerkerze. Inmitten einer feierlichen Prozession sind alle Blicke auf die beiden gerichtet, als sie die Kerze in einem Schrein nahe der Grotte von Massabielle aufstellen. In dieser Grotte sah Bernadette Soubirous am 11. Februar 1858 zum ersten Mal die „Dame in weißen Gewändern“ in einer kleinen Felsnische. Wie jedes Jahr steht diese Pilgerkerze für all die Gedanken, Hoffnungen und Wünsche, die die Pilgergruppe mit nach Lourdes gebracht hat.
Bei frühlingshaften Temperaturen verbringen die Pilgerinnen und Pilger Tage im Gebet, mit gemeinsamen Singen und natürlich mit den allabendlichen, stimmungsvollen Lichterprozessionen. Höhepunkt der Wallfahrt ist wie immer die Palmsonntagsliturgie. Nach der Palmweihe vor der Rosenkranzbasilika zieht die Prozession, begleitet vom „Hosianna“-Ruf, in die unterirdische Basilika Pius X. ein. Gemeinsam mit vielen tausend Pilgern feiern sie dort die internationale Messe. In diesem Rahmen spielen Jugendliche der Paderborner Pilgergruppe, wie es gute Tradition ist, die Passion Christi nach.
„Von Beginn an habe ich erlebt, dass die Pilgerinnen und Pilger zu einer großen Gemeinschaft zusammenwachsen“, sagt Weihbischof Matthias König auf der Rückfahrt im Zug. „Besonders in Erinnerung wird mir der Segnungsgottesdienst bleiben. Wie sich dort junge Menschen mit ihren Sorgen und Ängsten öffnen und Gott anvertrauen – das sind Momente, in denen ich merke, warum ich Priester geworden bin. Die Jugendlichen haben während der Wallfahrt einen tiefen Einblick darin bekommen, was Glauben will und was Glauben kann.“
Umfangreiche seelsorgliche und medizinische Betreuung, ein Rollstuhldienst, eine komplette Musikgruppe und vieles mehr: Für den reibungslosen Ablauf der Wallfahrt sorgten 104 Ehrenamtliche des Lourdes Pilgerdienstes des Malteser Hilfsdienstes unter Leitung von Thomas Ohm aus Dortmund (Wallfahrtsleiter) sowie Franz Anton Becker aus Paderborn (Geschäftsführer).
„Selig ihr Armen, denn Euch gehört das Reich Gottes“, lautete der Leitspruch der diesjährigen Wallfahrt. Dieser Vers ist der sogenannten Feldrede im Lukas-Evangelium entnommen, die ungefähr der Bergpredigt Jesu im Matthäus-Evangelium entspricht. Mehr als fünf Millionen Menschen pilgern jedes Jahr nach Lourdes. Im Jahre 2008 haben die Malteser die Organisation der Familienwallfahrt im Erzbistum Paderborn übernommen.