„Ich bin berührt und begeistert von dem gemeinsamen Gebet, von der Gemeinschaft. Die Heilige Messe mit Papst Franziskus zum Auftakt der Bischofssynode mit zehntausenden Menschen aus allen Ländern sowie die zahlreichen Gottesdienste haben uns wieder näher an das herangeführt, was wichtig ist im Leben: Vertrauen auf Gott und unseren Nächsten – über alle Hindernisse hinweg“, fasste Marion Freiin von Graes aus Paderborn ihre Eindrücke zusammen. Die stv. Diözesanleiterin der Malteser im Erzbistum Paderborn war als Busleiterin für die 36 Pilger aus dem Erzbistum Paderborn verantwortlich.
Unter ihnen waren auch Ingrid Kersting mit ihrem Sohn Christian aus Finnentrop. Christian Kersting, 50, hat von Geburt an eine Spastik. Von dieser sind seine Arme und Beine besonders betroffen und er ist auf den Rollstuhl angewiesen. Auch beim Essen und Trinken braucht er Unterstützung. Und doch machte er das komplette 7-tägige Programm mit, das mitunter schon vor fünf Uhr morgens startete. Dabei unterstützten ihm neben seiner Mutter Ingrid abwechselnd mehrere Malteser Helfer.
Eines seiner Highlights war, als er während der großen Messe in der Kirche Sankt Paul vor den Mauern die Malteser Fahne tragen durfte – bei der Prozession allen voran. „Das habe ich schon einmal machen dürfen und das ist eine große Ehre für mich“, sagt Christian Kersting, der schon das vierte Mal mit den Maltesern nach Rom pilgert. Und bei der Heiligen Messe in der Kirche St. Giovanni Lateran kam sogar Fra' Giacomo Dalla Torre del Tempio di Sanguinetto, neuer Großmeister des Malteserordens, auf ihn zu und begrüßte ihn persönlich. „Ich war so überrascht, bisher kannte ich ihn ja nur von Bildern und aus dem Fernsehen“, so Christian Kersting, der an diesem Tag über das ganze Gesicht strahlt. „Das war ein so toller und bewegender Moment, den werde ich nicht vergessen.“ Es ist das „sich angenommen fühlen“, das Christian Kersting so gefällt, wenn er mit den Maltesern nach Rom pilgert.
Pilgerin Maria Weritz, geboren 1940, kommt aus Borchen-Etteln. Zwar hat sie schon an rund 20 Pilgerfahrten teilgenommen – nach Werl, Belgien und ins südfranzösische Lourdes – doch noch nie zuvor nach Rom. Fast hätte es auch diesmal aufgrund einer Erkrankung nicht geklappt, doch durch das Engagement ihres Hausarztes konnte sie dann doch mitfahren. Was für ein Glück, denn so konnte sie den Papst sehen und auf der Rückfahrt über die Schweiz die malerischen Schweizer Alpen. „Ich bin sehr zufrieden mit der Betreuung. Es ist so schön wie sie sich alle um mich kümmern“, sagt Maria Weritz. Mit der Reise hat sie sich ein wichtiges Ziel im Leben erfüllt: „Rom zu sehen war immer ein Traum für mich.“
Auch einer der jüngeren Pilger aus dem Erzbistum Paderborn hat sich mit der Reise nach Rom einen Traum erfüllt. Schon seit er 11 Jahre alt ist wollte Bastian Steinrücken aus Olsberg, Jahrgang 1985, den Papst sehen und erleben. Für ihn ist es die erste Romfahrt. Sein schönstes Erlebnis: Auch er durfte während der Wallfahrt, bei der Messe im Petersdom, Fahnenträger sein. Die Krankensalbung am Donnerstag in der Basilika St. Giovanni Lateran und der Besuch der Vatikanischen Gärten werden ihm wohl ebenfalls immer in Erinnerung bleiben.
„Es war eine Pilgerreise, die für Menschen mit Behinderung normalerweise kaum zu machen ist“, bilanziert Marion Freiin von Graes. „Aber unsere Helferinnen und Helfer haben ihnen Tag und Nacht zur Seite gestanden.“ Die 12. Malteser Wallfahrt nach Rom, die Menschen mit Behinderung eine Reise und einen Aufenthalt in der Ewigen Stadt überhaupt ermöglicht, stand unter dem Leitwort „Selig, die Frieden stiften, denn sie werden Kinder Gottes heißen.“ Die Pilger erhielten nicht nur einen ebenerdigen Zugang in die Sixtinische Kapelle, der durch normalerweise verschlossene Räume des Apostolischen Palastes führte, sondern wurden in einem Konvoi aus 20 Bussen von der römischen Motorrad-Polizei vier Tage morgens und abends durch den Verkehr gelotst. Besonders herzlich war der Empfang auf dem Aventin: Hier begrüßte der Großmeister des Malteserordens, Fra' Giacomo Dalla Torre del Tempio di Sanguinetto, die Wallfahrer auf dem Gelände der Magistralvilla.
Die mitgereisten Ärzte und Pfleger hatten keine größeren Probleme bei den Teilnehmern zwischen zwei und 98 Jahren zu behandeln. Untergebracht waren die Pilger 20 Kilometer außerhalb von Rom in einem von Salesianerinnen geführten Ordenshaus mit zum Teil behindertengerechten Unterkünften. Fast 2.800 Lunch-Pakete wurden für die Tagesausflüge von italienischen Ehrenamtlichen gefertigt und verpackt, morgens und abends ein Frühstück und ein Abendessen zubereitet.
Ein rührendes Gedicht schenkte ein 61-jähriger Pilger mit Behinderung zum Abschluss seinen Helfern. Darin schreibt er: „Zum Glück gibt es euch, die helfenden Hände, die uns lieben und verstehen. Ohne euch hätte unser Leben Wände, und einsam müssten wir durchs Leben gehen. Ihr achtet unsere Würde und schenkt uns Geborgenheit in einer Welt, die fast leer ist von Liebe und Menschlichkeit."